Seneszente Zellen & Senolytika: Wie „Zombie-Zellen“ Altern beeinflussen

Seneszente Zellen & Senolytika: Wie „Zombie-Zellen“ Altern beeinflussen

Seneszente Zellen und Senolytika: Wie „Zombie-Zellen“ Altern und Entzündungen beeinflussen

Seneszente Zellen zählen zu den zentralen Mechanismen, die das biologische Altern vorantreiben. Diese Zellen teilen sich nicht mehr, bleiben jedoch aktiv und senden entzündungsfördernde Botenstoffe aus. Aufgrund ihres „untoten“ Zustands werden sie in der Forschung oft als „Zombie-Zellen“ bezeichnet.

Ihre Ansammlung gilt heute als einer der wichtigsten Treiber für chronische Entzündungen, Funktionsverluste im Gewebe und altersbedingte Erkrankungen. Dieser Beitrag erklärt verständlich, wie seneszente Zellen entstehen, welche Auswirkungen sie haben und warum Senolytika – Wirkstoffe zur gezielten Entfernung dieser Zellen – als vielversprechender Ansatz in der Longevity-Medizin gelten.

„Cellular senescence is a hallmark of aging. Its accumulation contributes to inflammation and tissue dysfunction.“
— Nature Reviews Molecular Cell Biology

Was sind seneszente Zellen?

Seneszenz ist zunächst ein Schutzmechanismus. Eine Zelle tritt in den Zustand der Seneszenz ein, wenn sie:

  • DNA-Schäden aufweist,
  • oxidativem Stress ausgesetzt ist,
  • sich nicht mehr sicher teilen kann,
  • verkürzte Telomere besitzt.

Durch den Eintritt in die Seneszenz verhindert die Zelle unkontrollierte Teilungen und mögliche Tumorbildung. Problematisch wird dieser Zustand, wenn seneszente Zellen nicht mehr ausreichend vom Immunsystem entfernt werden und sich im Gewebe ansammeln.

Warum sind seneszente Zellen problematisch?

Seneszente Zellen senden dauerhaft entzündungsfördernde Signale aus – ein Muster, das als SASP bezeichnet wird (Senescence-Associated Secretory Phenotype). Diese Stoffe wirken auf umliegende Gewebe und können biologische Alterungsprozesse beschleunigen.

SASP kann:

  • chronische Entzündungen („Inflammaging“) verstärken,
  • gesunde Zellen schädigen,
  • Regeneration verzögern,
  • altersbedingte Erkrankungen begünstigen.
„Senescent cells actively secrete factors that accelerate aging in nearby tissues.“
— Journal of Gerontology: Biological Sciences

Welche Folgen haben seneszente Zellen im Körper?

Ihre Anreicherung wurde mit verschiedenen Alterungsprozessen in Verbindung gebracht, darunter:

  • Hautalterung und Faltenbildung
  • Verringerte Muskelkraft
  • schlechtere Wundheilung
  • Arthrose und Knorpelabbau
  • Herz-Kreislauf-Veränderungen
  • neurodegenerative Prozesse
  • Fettleber, metabolische Störungen
  • Immunschwäche im Alter
„Senescence drives age-related inflammation, a major risk factor for chronic disease.“
— Cell Metabolism

Senolytika: ein vielversprechender Forschungsansatz

Senolytika sind Substanzen, die gezielt darauf abzielen, seneszente Zellen zu schwächen oder zu entfernen. Im Gegensatz dazu wirken sogenannte Senomorphe auf die Aktivität dieser Zellen ein, ohne sie abzutöten.

Tierstudien zeigen bereits beeindruckende Effekte der Senolyse:

  • verbesserte Organfunktion
  • weniger systemische Entzündung
  • optimierte Insulinsensitivität
  • stärkere Muskelfunktion
  • verlängerte Gesundheitsspanne
„Clearing senescent cells improves physical function and extends lifespan in mice.“
— Mayo Clinic Proceedings

Die wichtigsten Senolytika in der aktuellen Forschung

1) Fisetin

Fisetin ist ein Pflanzenstoff aus Erdbeeren, Äpfeln und Gurken. Studien deuten darauf hin, dass Fisetin in Tiermodellen besonders starke senolytische Wirkungen zeigt. Es beeinflusst Stress- und Reparaturproteine und kann SASP-Signale reduzieren.

2) Quercetin + Dasatinib

Diese Kombination gilt als einer der bekanntesten experimentellen Ansätze. Dasatinib ist jedoch ein verschreibungspflichtiges Medikament und wird derzeit nur in klinischen Studien eingesetzt.

3) Weitere senolytische Kandidaten

  • Piperlongumin
  • Curcumin
  • EGCG aus grünem Tee
  • Nicotinamid-Mono- und Ribosid (NMN/Niagen) – indirekt über NAD+
  • Spermidin – über Autophagie-Aktivierung

Viele dieser Substanzen gelten nicht als reine Senolytika, wirken aber auf die gleichen Reparatur- und Recyclingwege ein (z. B. Autophagie), die dazu beitragen können, seneszente Zellen indirekt zu regulieren.

Wie hängen seneszente Zellen mit den wichtigen Longevity-Systemen zusammen?

Seneszente Zellen beeinflussen nahezu alle bekannten Alterungspfade, darunter:

  • Sirtuine – Reparaturprozesse
  • AMPK – Energiehaushalt & Stoffwechsel
  • mTOR – Wachstum & Regeneration
  • NAD+ – zelluläre Energie & Reparatur
  • Autophagie – zelluläres Recycling

Daher werden Senolytika häufig im gleichen Kontext wie klassische Longevity-Strategien genannt, darunter:

  • NMN zur Unterstützung des NAD+-Stoffwechsels
  • Autophagie-Duo für zelluläre Recyclingprozesse
  • Resveratrol für antioxidativen Zellschutz und Sirtuin-Aktivierung
  • Ca-AKG zur Unterstützung mitochondrialer Stoffwechselwege

Wie nah ist die Anwendung beim Menschen?

Aktuell laufen klinische Studien in folgenden Bereichen:

  • Arthrose
  • Lungenfibrose
  • Leberverfettung
  • Herz-Kreislauf-Gesundheit
  • metabolische Funktionen

Viele Forschende gehen davon aus, dass die ersten gezielten Senolytika in den nächsten 5–15 Jahren für bestimmte Erkrankungen zugelassen werden könnten. Eine umfassende Anti-Aging-Therapie liegt jedoch noch in der Zukunft.

„Senolytics represent one of the most promising frontiers in aging research, but translation to clinical practice requires careful evaluation.“
— The Lancet Healthy Longevity

Fazit

Seneszente Zellen gehören zu den wichtigsten Faktoren des biologischen Alterns. Ihre Anreicherung verstärkt Entzündungen, beeinträchtigt Reparaturprozesse und trägt zu Funktionsverlusten im Alter bei.

Senolytika wie Fisetin sind vielversprechende Ansätze, um diese „Zombie-Zellen“ gezielt zu reduzieren. Die Forschung befindet sich noch in der Entwicklung, doch das Potenzial ist groß. Longevity-Medizin wird damit zunehmend als Zusammenspiel aus Zellreinigung, Reparaturmechanismen und Stoffwechselgesundheit verstanden.

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Autorin Sophie von Minerva-Vita

Über die Autorin

Sophie ist Teil der Minerva-Vita Redaktion und schreibt über Longevity, Biohacking und Zellgesundheit. Der Fokus liegt auf wissenschaftlich fundierten, verständlichen Perspektiven zur modernen Alternsforschung.

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